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Risikobereitschaft im Land der Dichter und Denker Ein Interview mit Mentor Tolga Yilmaz

20.03.2024

Interview Reihe „Unsere Mentoren am Inkubator StartUpSecure I ATHENE“

In regelmäßigen Abständen stellen wir einige unserer Mentoren und Mentorinnen vor, die unseren Startups mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Zur Cybersecurity fand Tolga Yilmaz bereits während des Studiums der Wirtschaftsinformatik durch Neugierde und erste Berührungspunkte mit der Hackerszene im „Wilden-Web“. Seit über 20 Jahren arbeitet Tolga Yilmaz in verschiedenen Bereichen – von First Line of Defence bis zu Third Line of Defence – in Unternehmen wie HSBC, MAN Truck & Bus / Volkswagen und aktuell bei Schwarz Digits. Ihm war es dabei immer wichtig, einen breiten Blickwinkel auf die Cybersecurity zu erhalten. Seit 15 Jahren begleitet Tolga Yilmaz zudem Studierende und Gründerinnen und Gründer als Mentor. Seit einigen Jahren engagiert er sich auch als Mentor am Gründungs­inkubator StartUpSecure I ATHENE.

 

 

 

Inkubator am ATHENE: Du unterstützt den Inkubator StartUpSecure I ATHENE bereits seit einigen Jahren als Mentor. Was war deine Motivation und was machst du genau als Mentor?

Tolga Yilmaz: Ich glaube tatsächlich daran, dass wir hier in Deutschland ein sehr großes Potenzial an Cybersecurity-Ressourcen besitzen, wie Talente oder eine exzellente Wissenschaft. Aber leider sind wir als Land noch weit davon entfernt, wie im Silicon Valley mit Investments zu agieren. Als ich zum ersten Mal vom Inkubator StartUpSecure I Athene hörte, war ich sofort von der Idee begeistert und musste einfach mitmachen. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Inkubator aktuell sowie auch in der Zukunft zur Förderung und Vermarktung von innovativer „Cybersecurity – Made in Germany“ beitragen wird.
Der Begriff Mentor wird im Duden als „Fürsprecher, Förderer, erfahrener Berater“ definiert und dies trifft den Nagel auf den Kopf! Als Mentor höre ich den Startups als Erstes immer zu: Was ist die Motivation, was ist das Produkt und welche Skills besitzt das Team? Hier kommen die Erfahrung und das Netzwerk eines Mentors ins Spiel: Wie kann ich den Startups helfen, das Produkt in den Markt zu bringen oder einen brauchbaren Business-Case zu entwickeln? Sich zu fokussieren ist hier von Bedeutung.

Inkubator am ATHENE: Wie gehst du bei den Mentorings mit den Startups vor?

Tolga Yilmaz: Bei mir persönlich ist es so, dass ich erst einmal genau zuhöre, was das Startup zu erzählen hat, egal ob relevant oder irrelevant in dem Moment. Dann kommen die klassischen Fragen, falls diese schon nicht vorab initial beantwortet worden sind, wie z.B. was ist euer Produkt, welchen Business-Case hattet ihr euch dabei überlegt, hattet ihr schon Kundenkontakte? Danach überlegen wir gemeinsam, was überhaupt benötigt wird, um das Startup voranzubringen. Und hier ist tatsächlich „Out-of-the-box-thinking“ ein wichtiges Instrument, das zusammen mit dem Faktor Zufall (man kann nicht alles kontrollieren) zu großartigen Outputs führen kann. Zum Beispiel haben Jan Stijohann von Langlauf Security Automation und ich uns Gedanken zur Vermarktung gemacht und durch Gespräche und Recherchen einen Markt identifizieren können, den das Startup zuvor noch gar nicht im Blick hatte, der aber für die innovative Lösung des Teams absolut relevant war.

Inkubator am ATHENE: Wie hast du deine Erfahrungen und Kenntnisse zum Thema Gründung und Skalierung von Startups erworben?

Tolga Yilmaz: Meine ersten Erfahrungen im Startup-Bereich hatte ich bereits nach dem Studium bei meinem ersten Arbeitgeber in der Türkei. Das Unternehmen akquirierte viele junge Unternehmen und, nachdem diese überlebensfähig waren, verkaufte es diese wieder. Das hört sich meist erst einmal einfach an, aber wenn man auf ein bestimmtes Budget angewiesen ist, ist es zumeist sehr schwer. Zu dieser Zeit war auch diese Art von Investment in der Türkei sehr neu und ich selbst hatte niemanden, der mir dabei konkrete Hilfestellung leisten konnte. Aber wie die Beatles es schon sagten „with a little help from my friends“ habe ich mich durch alle möglichen Themen navigieren können. Das ist auch der Moment, wenn man merkt, dass das eigene Netzwerk und der Wissens- und Er­fahrungs­aus­tausch viel wichtiger sind als das, was man in der Theorie gelernt hat.

Inkubator am ATHENE: Was sind deine wichtigsten Botschaften an die Teams?

Tolga Yilmaz: Konzeption ist wichtig, aber als Startup ist es wichtiger, dass man ein funktionierendes Produkt hat, um sich überhaupt auf dem Markt bewähren zu können. Ein Business-Plan, eine klare Mission und eine Vision können hierbei motivierend sein. Fokus ist sehr wichtig, da Startups – besonders die Gründerinnen und Gründer – sich mit tausenden Themen auseinandersetzen müssen, von Tech zu Personal zu Finanzen zu „Infinity & Beyond“. Zudem ist es auch unerlässlich ein breites und internationales Netzwerk zu pflegen und sich Visibilität zu verschaffen.

Inkubator am ATHENE: Welchen Erfolgsfaktor betrachtest du als besonders wichtig für Gründerinnen und Gründer?

Tolga Yilmaz: Geld ist natürlich nicht alles, aber in dem Moment in dem man die Gewinnschwelle (also den Break-Even-Point) erreicht hat, sollte man sich echt glücklich schätzen. Das ist auch der Punkt, an dem ich gesehen habe, dass die meisten Gründerinnen und Gründer erleichtert sind, weil sie merken, dass sich ihr Unternehmenserfolg wirtschaftlich nachhaltig entwickelt.

Inkubator am ATHENE: Welche Rolle spielt der Inkubator StartUpSecure am ATHENE aus deiner Sicht?

Tolga Yilmaz: Der Inkubator StartUpSecure am ATHENE spielt generell eine sehr wichtige Rolle, nicht nur aus der Sicht der Unterstützung im Bereich Finanzierung, sondern auch als Sprachrohr der Cybersecurity Startup-Community. Es ist die einzigartige Plattform, welche überdimensional die Themen anspricht. Besonders in Ländern wie Deutschland finde ich es sehr wichtig, dass es so etwas gibt, da meines Erachtens in der Industrie in Deutschland noch eine Hemmschwelle zum Thema Venture/Investment Capital existiert.

Inkubator am ATHENE: Und wie bewertest du die Rolle des Inkubators im Ökosystem, im regionalen, aber auch im überregionalen?

Tolga Yilmaz: Ich würde tatsächlich die Rolle des Inkubators nicht regional bewerten, natürlich ist dieser ein wichtiger Arbeitgeber und einflussreicher Visionsgeber im Rhein-Main Gebiet, aber der Inkubator reicht weiter als gedacht. Der Inkubator hat eine überregionale, nationale Bedeutung. Und ich möchte es nochmal betonen, dass der Inkubator, unser Inkubator in diesem Sinne, im Ökosystem in seiner Art und Weise einzigartig ist.

Inkubator am ATHENE: Was ist deine Vision für die Cybersecurity Startup Welt in Deutschland?

Tolga Yilmaz: Es wäre natürlich sehr schön, wenn wir diese Investment-Hemmschwelle in Deutschland abschaffen könnten. Da müsste auch die Politik und das nationale Finanzwesen Veränderungen vorantreiben, damit perspektivisch wie im Silicon Valley nicht nur Cybersecurity Startups, sondern alle Startups einfach und unbürokratisch gefördert werden können. Es wäre nämlich schade, wenn unsere Cybersecurity Startups, und auch die anderen Startups, ihr Domizil ins Ausland verlagern müssten, um vereinfacht an Investments ranzukommen. Wir haben nämlich die Menschen, die Wissenschaft und die Ideen im Land der Dichter und Denker!

Inkubator am ATHENE: Vielen Dank für das Interview!

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